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Kalkulierte Festkosten verdeutlichen reale wirtschaftliche Situation in der Schweinehaltung

Die Beratungsorganisationen im Bundesverband Rind und Schwein erfassen in ihren Mitgliedsbetrieben produktionstechnische und ökonomische Daten nach einem einheitlichen Standard, der im Handbuch der Erzeugerringe festgelegt ist. Das garantiert eine überregionale Vergleichbarkeit und bildet die Grundlage für jede Betriebsberatung und Schwachstellenanalyse. Die Beratungsorganisationen haben sich jetzt darauf verständigt, Ringmittelwerte und überregionale Auswertungen nur noch in Verbindung mit kalkulatorischen Festkosten (Arbeits-, Gebäude- und Gemeinkosten) zu veröffentlichen. Ziel ist es, die wirtschaftliche Situation in der öffentlichen Diskussion zu verdeutlichen. Die Methodik wird am Beispiel der Daten des Wirtschaftsjahre 2018/19 erklärt.


Die biologischen und ökonomischen Ergebnisse werden häufig intern und extern für Veröffentlichungen genutzt. Dabei fällt auf, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung der sog. Direktkostenfreien Leistungen zu Fehlinterpretationen kommt. Diese Kennzahl wird gebildet aus den wirtschaftlichen Leistungen (Erlöse, Bestandsveränderungen, Zulagen …) abzüglich der direkten Kosten (Futter, Tierzukauf, Strom, Wasser, Tierarzt, …). Es handelt sich nicht um den Gewinn. Dafür sind Vollkostenrechnungen notwendig.

Da diese aber nicht auf allen Betrieben vorliegen, haben sich die Beratungsorganisationen für die Zukunft darauf geeinigt, Ringmittelwerte und überregionale Auswertungen nur noch in Verbindung mit kalkulatorischen Festkosten (Arbeits-, Gebäude- und Gemeinkosten) zu veröffentlichen. Ziel ist es, die wirtschaftliche Situation in der öffentlichen Diskussion zu verdeutlichen. Die kalkulatorischen Ansätze können allerdings die Variation der vielfältigen Produktionsbedingungen nicht widerspiegeln, deshalb können sie auch kein Maßstab zum Vergleich der wirtschaftlichen Ergebnisse auf Betriebsebene sein.

Experten*) aus ganz Deutschland haben sich darauf verständigt, diese Kennzahlen regelmäßig für repräsentative Betriebe in Ost-, Süd- und Norddeutschland auf Basis allgemeiner KTBL-Planungsdaten und regionaler Tarifverträge festzulegen.

Am Beispiel der Daten aus dem Wirtschaftsjahr 2018/2019 haben die Experten die erhobenen Direktkostenfreien Leistungen (DKfL) um die kalkulatorischen Fixkosten bis hin zum kalkulatorischen Betriebszweigergebnis erweitert.


Tabelle 1: Leistungsstand und wirtschaftliche Situation in der Ferkelerzeugung 2018/2019 (netto)


Kennzahl Einheit Nord Süd Ost
Zahl der Betriebe Anzahl 502 1136 49
Sauen je Betrieb Stück 278 127 765
lebend geborene Ferkel je Wurf Stück 15.5 12.9 15.2
Würfe je Sau und Jahr Anzahl/Sau*a 2.32 2.22 2.32
abgesetzte Ferkel Anzahl/Sau*a 30.3 25.2 29.8
Verluste bis Absetzen % 15.7 15.6 15.2
Ferkelgewicht bei Verkauf kg 30 31.2 28.7
Ferkelerlös €/kg 1.82 2.16 1.93
Kraftfutterkosten €/Sau 336 336 352
Kraftfutterverbrauch dt/Sau 13.2 12.9 12.4
Direkte Kosten €/Sau*a 1213 1131 1156
Direktkostenfreie Leistung €/Sau*a 476 588 494
MINUS
Ø Sauenbestand Anzahl 278 127 765
(1) kalk. Arbeitserledigungskosten1)2) €/Sauenplatz*a 250.55 280.23 205.9
(2) kalk. Gebäudekosten2) €/Sauenplatz*a 402.93 458.88 340.62
(3) kalk. Gemeinkosten incl. Zinsansatz3) €/Sauenplatz*a 143.65 155.4 125.55
kalk. Arbeitserledigungs- und Fixkosten (1-3) €/Sau*a 797.14 894.51 672.07
Kalkulatorisches Betriebszweigergebnis €/ Sau -320.74 -306.94 -177.93
€/erzeugtes Ferkel -10.58 -12.18 -5.98

Tabelle 2: Leistungsstand und wirtschaftliche Situation in der Schweinemast 2018/2019 (netto)


Kennzahl Einheit Nord Süd Ost
Zahl der Betriebe Anzahl 2018 1676 47
Verkauf Stück/Betrieb 3584 2225 10727
Erlös €/kg Schlachtgewicht 1.46 1.49 1.45
Einstallgewicht kg 29.8 30.5 27.6
Endgewicht kg 122.3 123.1 121
tägliche Zunahme Gramm 850 807 882
Futteraufwand kg/kg Zuwachs 2.77 2.82 2.82
Verluste in der Mast % 2.63 2.09 3.2
Futterkosten €/kg Zuwachs 0.65 0.7 0.63
Ferkelkosten €/kg 1.92 2.08 1.96
Direktkostenfreie Leistung €/100 kg Zuwachs 24.59 25.88 23.48
MINUS
Kalkulierte Ø Bestandsgröße Anzahl Mastplätze 1236 784 3521
(1) kalk. Arbeitserledigungskosten1)2) €/TP*a 15.7 17.39 13.55
(2) kalk. Gebäudekosten2) €/TP*a 39.72 43.91 37.1
(3) kalk. Gemeinkosten incl. Zinsansatz3) €/TP*a 16.8 17.98 15.81
kalk. Arbeitserledigungs- und Fixkosten (1-3) €/TP*a 72.23 79.28 66.46
€/100 kg Zuwachs 26.92 30.17 23.36
Kalkulatorisches Betriebszweigergebnis €/100 kg Zuwachs -2.33 -4.29 0.12

1) Lohnansatz an Hand regionaler Tarifverträge der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (Ecklohn nach Lohngruppe V) www.landwirtschaftskammer.de/bildung/pdf/fa-lohntarifvertrag.pdf).

2) Der Arbeitszeit- und Investitionsbedarf auf der Basis von Planungsbeispielen des KTBL für spezifische Stallbautypen zur Ferkelerzeugung, Ferkelaufzucht und Schweinemast (www.ktbl.de/webanwendungen/baukost-investition-betriebsgebaeude ), die nach regionaltypischen Bedingungen angepasst wurden (z.B. Stallgröße, Baukostenindices u.a.)

3) Gemeinkostenansatz nach Analyseergebnissen der Test- und Auflagenbuchführung oder anderer geeigneter Belegquellen (z.B. Gemeinkosten in der Tierproduktion nach Erhebungen in Thüringen pauschal 40 €/GV). Die Verzinsung des Umlauf-, Vieh- und Sachanlagevermögens wird mit einem Minimalansatz von 2 % p.a. berechnet.

 

Ost: Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen | Nord: Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein | Süd: Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rhein


Der neue Ansatz macht deutlich, dass die bisherige Darstellung der Direktkostenfreien Leistungen (DKfL) einen erheblichen Teil der Kosten einer wirtschaftlich nachhaltigen Produktion im Wirtschaftsjahr 2018/19 nicht deckt. Die potenzielle Faktorentlohnung ist damit nicht hoch genug für die laufende Ersatzbeschaffung aller Produktionsgrundlagen zu aktuellen Preisen.

Sie haben Fragen zu den Quellen oder zur Berechnung? Wenden Sie sich bitte an die Teilnehmer der überregionalen Expertengruppen oder an die nachfolgenden Ansprechpartner.


Ansprechpartner in den Regionen

Ansprechpartner Anschrift
Müller, Dr. Jürgen Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum
(Region Ost) Referat 41 | Ländliche Entwicklung, Agrarökonomie und Agrarmarketing
August-Bebel-Straße 2 | 36433 Bad Salzungen | Postfach 100262 | 07702 Jena
Tel: +49 (0) 361 574011-413 | Fax: +49 (0) 361 574011-011
www.thueringen.de · juergen.mueller@tlllr.thueringen.de
Schneider, Norbert Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Menzinger Str. 54
(Region Süd) Landwirtschaftsrat
80638 München
Telefon +49 8161 8640-1458
norbert.schneider@lfl.bayern.de; www.lfl.bayern.de
Spandau, Peter Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
(Region Nord) Fachbereich 51 – Betriebswirtschaft, Bauen, Energie, Arbeitnehmerberatung
Fachbereichsleiter
Nevinghoff 40; 48147 Münster
Telefon: 0251 2376-283; Fax: 0251 2376-396; Mobil: 0171 2689965
E-Mail: peter.spandau@lwk.nrw.de; www.landwirtschaftskammer.de

Experten der regionalen Abstimmungsgespräche

Ost: Dr. Jörg Brüggemann, LMS; Thomas Hiebert, H.CB.; René Pommer, LfULG; Matthias Lorenz, Qnetics; Dr. Jürgen Müller, TLLLR

Süd: Dr. Anne Haberland Pimentel, LKV Bayern; Norbert Schneider, LfL; Dr. Michael Buchholz, LKV Baden—Württemberg; Gabi Kurth, HVL; Manuela Hoffmann, VSR

Nord: Andreas Bonde, SSB Schleswig-Holstein; Ruth Beverborg, Landwirtschaftskammer Niedersachsen; Bernhard Bellmer, VzF GmbH; Hartwig Vallan, agb Weser-Ems; Peter Spandau, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen; Georg Freisfeld, Erzeugerring Westfalen; Jürgen Wilkens, Unternehmensberatung für Rindvieh- und Schweinehalter Hunte-Weser e.V.


Rentenbank

mit Unterstützung der
Landwirtschaftlichen Rentenbank

Bundesverband Rind und Schwein e.V. (BRS)
Adenauerallee 174, 53113 Bonn